Es ist vollbracht! Nach exakt 20 Jahren darf unser FC Lustenau 1907 den Pokal im VFV-Cup in den Nachthimmel strecken. Die Jungs aus der Holzstraße besiegen den Eliteliga-Teilnehmer FC Egg im Elfmeterschießen mit 7:6 und dürfen sich damit zum 10. Mal als Cupsieger betiteln.

Doch spulen wir erstmal etwas zurück. Nach dem tollen Halbfinal-Erfolg in Lochau (4:1) bereitete sich das Team intensiv auf das Cupfinale in Hohenems vor. Die Chance etwas Grosses zu erreichen war bei jedem Spieler spürbar. Dementsprechend konzentriert verlief die Woche bis gestern Abend. Auf der anderen Seite erwartete uns ein starker Gegner aus dem Bregenzerwald, der sich ebenso spektakulär in das Cupfinale geschossen hat. Zuerst wurde der FC Lauterach und in Folge der Cup-Favorit VfB Hohenems eliminiert. Beste Voraussetzungen für ein grandioses Spiel.
Die Fans und Zuschauer sahen das gleich und pilgerten in Strömen in das Herrienriedstation zu Hohenems. Aufgrund des großen Andrangs und der noch bestehenden Covid-Maßnahmen, wurde der Anpfiff um 15 Minuten verschoben, dass bis dahin möglichst alle Fans auf ihren Plätzen Platz genommen haben. Um 19:15 Uhr war es soweit und Schiedsrichter Ouschan pfiff das Finale an.

Die Blau-Weissen aus Lustenau versuchten gleich von Beginn weg die Wälder zu beeindrucken, indem sie die Spielkontrolle an sich rissen. Christoph Kobleder und Luca Hollenstein organisierten den Spielaufbau aus der Innenverteidigung heraus und suchten immer wieder die breit platzierten Flügelspieler Asiu und Karakas. Die Egger mussten sich mit der Spielweise des FCL erstmal arrangieren, kamen aber dennoch zum ersten Abschluss in der Partie. Der Ball flog allerdings weit über das Tor. Die Spielweise forderte eine grosse Portion an Konzentration, da keiner der Finalisten einen Fehler produzierten wollte. Und genau das ist den Wälder in der 14. im Spielaufbau passiert – Ismet Güler fing einen Steilpass im Mittelfeld ab und lancierte den sofortigen Gegenangriff. Sein Pass auf Erbek wurde direkt in den Lauf von Stürmer Giselbrecht gespielt, welcher sich als eiskalt vor dem Tor zeigte und Fabian Fetz im Tor der Egger keine Chance liess. 1:0 für den FC Lustenau 1907 und im Fanblock gab es Jubelströme und gratis Bierduschen. Freude pur. Die Egger schienen geschockt. Dies wollte sich der FCL zum Vorteil machen und drückte weiter auf die Tube. Und kurze Zeit später zappelte der Ball wieder im Netz. Doch unmittelbar vor dem Zuspiel auf Giselbrecht war der Ball wohl Millimeter im Aus. Der Treffer zählte nicht. Ein paar Minuten später gleich das nächste Highlight im Strafraum der Egger. Nach einer Flanke von der linken Seite stieg Harun Erbek zum Kopfball hoch und duellierte sich in der Luft mit Torhüter Fetz. Der Torhüter konnte den Ball nicht fixieren und Erbek schob den Ball ins leere Tor. Doch der Treffer zählte wieder nicht, da der Schiedsrichter das Luftduell im Fünfmeterraum als Foul von Erbek wertete. Bitte für den FCL. Nach dieser starken Phase der Blau-Weissen kamen die Egger besser ins Spiel und die Lustenauer mussten sich nun mehr mit der Defensive beschäftigen. Die Abwehr rund um Kobleder und Hollenstein stand sehr gut, deshalb schlossen die Wälder häufiger aus der Distanz ab. Auch Angriffe über die Flügel schienen ein gutes Mittel zu sein, da die Luftduelle immer wieder gewonnen werden konnten. In der 29. Minute flog der nächste Ball vom rechten Flügel in den Strafraum und direkt auf den Schädel von Metzler, der den Kopfball über Klaus Mendes in die Maschen setzte. 1:1 Ausgleich und die mitgereisten Fans und deren mitgebrachte Kuhglocken kannten kein Halten. Beide Teams versuchten bis zur Pause den Führungstreffer zu erzielen, scheiterten aber immer wieder an den beiden Torhüter. Die Lustenauer waren noch 1-2x via Eckbälle gefährlich und die Egger hatten nach einer steilen und flachen Hereingabe in den Strafraum beinahe ein weiteres Tor erzielt. Doch die zwei Tore blieben sauber und die Teams gingen mit dem 1:1 in die Pause.
Die 15-minütige Pause war nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Zuschauer. Die Partie hielt definitiv was sie versprach und bot eine großartige und abwechslungsreiche erste Halbzeit.
Nach der Pause brauchten die beiden unveränderten Teams ein paar Minuten, bis sie wieder ihren Flow gefunden haben. Es war ein etwas zerfahrener Beginn, was vermutlich auch an den taktischen Vorgaben geschuldet war. Kein Team wollte ab sofort einen entscheidenden Fehler erzeugen und damit dem Gegner Tür und Tor zu öffnen. Den ersten richtigen Aufschrei im Stadion verursachte eine abgerissene Flanke eines Eggers, welche auf dem Tor landete. Ob das Mendes noch hingekommen wäre bleibt fraglich. Elias Meusburger hatte einige Zeit später den nächsten Abschluss zu verzeichnen, als er es aus der Distanz versuchte. Die Wälder erarbeiteten sich nun ein leichtes Übergewicht und schienen dem Tor etwas näher als die Lustenauer. Trotz der Überlegenheit stand das Team von Philipp Hagspiel sehr sicher und forcierte immer wieder schnelle Umschaltmomente, die leider ungenutzt blieben. Karakas und Co. ließen bei der ein oder anderen Szene eine gute Torchance ungenutzt. Je länger nun die Partie dauerte, umso nervöser und platter schienen die Spieler zu werden. Es häuften sich Abspielfehler, die dem gegnerischen Team immer wieder in die Karten spielten. Beide Abwehrreihen standen allerdings so stabil, dass daraus kaum nennenswerte Einschussmöglichkeiten ergaben. Speziell in den letzten fünf Spielminuten war es ein Abtasten, ob man auf Sicherheit spielen sollte, oder ob man doch noch einen Nadelstich setzen sollte. Die Blau-Weißen wären zweimal beinahe noch zu guten Möglichkeiten gekommen, doch am Ende fehlte auch einfach schlichtweg die Kraft. Die Spieler zollten der intensiven Partie ihren Tribut. Nach fünfminütiger Nachspielzeit war die Partie beendet und es stand ein Elfmeterschießen auf dem Programm. Und in diesem Elfmeterschießen wurde der Begriff Nervenkitzel und Thrill neu definiert.
Rafhael Dominques war der erste Schütze für die Egger und hatte gleich richtig viel Glück. Sein Schuss ging eigentlich an den Pfosten, doch von dort via Rücken unseres Torhüters ins Tor. 1:0 Egg. Harun Erbek musste nachziehen und tat das auch. 1:1. Petkovic verwandelte cool zum 2:1. Luca Hollenstein war der nächste Schütze für den FCL. «sHuus» liess sich nicht bitten und traf zum Ausgleich. 2:2. Elias Meusburger erhöhte wieder auf 3:2. Der eingewechselte Simon Grabherr traf ebenfalls. 3:3. Die Spannung stieg…
Nun nahm sich Egg-Torhüter Fabian Fetz die Kugel und schritt zum Elfmeterpunkt. 4:3. FCL-Kapitän Karakas war der nächste und der Druck nahm immer weiter zu. Er behielt die Nerven. 4:4. Nun war Ex-Austria Lustenau Murad Gerdi an der Reihe. 5:4. Auf dem nächsten FCL-Schützen lastete nun eine hohe Last, denn dieser musste jetzt treffen. Asiu trat an und schoss das Leder ins Tor. 5:5. Alle fünf Schützen beider Teams waren damit erfolgreich. Nun ging es ins sogenannte Shootout. Spannung pur.
Der erste Schütze der Egger war Köb. Torhüter Mendes hielt den Ball! Die Blau-Weißen jubelten. Erster Matchball für den Traditionsklub aus Lustenau. Der starke Moritz Beck übernahm die Verantwortung und heizte die Stimmung vor der Ausführung mit den Fans noch einmal richtig an. Anlauf… Fabian Fetz parierte. Es blieb beim 5:5 und der Matchball war vergeben. Nächste Runde. Patrick Meusburger trat an und brachte die Wälder mit 6:5 in Führung. Es war kaum auszuhalten… Elias Jonach musste nun treffen, ansonsten wäre das Finale verloren. Er legte sich den Ball zurecht und verwandelte eiskalt. 6:6! Nun war es Simon Lang, der die nächste Shootout-Runde startete. Sein Schuss donnerte über das Tor. Jubelstürme auf der Tribüne im Blau-Weißen Sektor. Matchball-Nr. 2 für die Blau-Weißen. Diesmal sollte es Ismet Güler richten und den FCL zum Cupsieger schießen. Er hämmerte den Ball knapp über die Latte. Wahnsinn! Weiterhin 6:6. Die Egger schienen aufgrund der vergebenen Matchbälle nun im Vorteil und Fabian Lang wollte die Führung erzielen. Doch auch sein Schuss flog über das Gehäuse und damit hatte der FCL seinen dritten Matchball. Wer behielt nun endlich die Nerven? Christoph Kobleder übernahm die Aufgabe und machte kurzen Prozess. Ball auf den Punkt, Pfiff des Schiedsrichters und rein ins Tor. Ekstase pur! Blau-Weiss jubelte, feierte und holte sich in einem an Spannung kaum zu überbietendem Elfmeterschießen die 45. Ausgabe des VFV-Cups! Damit ist der Traditionsklub und älteste Fußballklubs Vorarlbergs um eine schöne Episode reicher und nennt sich zum vierten Mal VFV-CUPSIEGER!
Foto: Frank Andres Foto: Frank Andres Foto: Frank Andres Foto: Frank Andres Foto: Frank Andres Foto: Frank Andres Foto: Frank Andres
Gratulation an das ganze Team für diese herausragende und sehr emotionale Cup-Saison. Ebenso ein großes Kompliment an den FC Egg, die sich als tolle Verlierer zeigten. Respekt! Beide Fanlager genossen in Folge den Abend bei einem gemütlichen Bier und ließen diese geschichtsträchtige Partie Revue passieren. Die 1.700! Zuschauer waren Zeuge einer grandiosen Cup-Partie und konnten mit Sicherheit zufrieden sein, diese Partie zweier tollen Mannschaften live im Stadion erlebt zu haben.